Im Leben eines Priesterseminars ist das größte Fest des Jahres die Feier der Priesterweihe, wenn Seminaristen aus dem eigenen Haus durch Gebet und Handauflegung des Bischofs zu Priestern der katholischen Kirche geweiht werden. Mit Spannung erwarteten wir deshalb den 23. Juni, an dem gleich zwei unserer Brüder durch den Kölner Erzbischof Rainer Kardinal Woelki zu Priestern geweiht wurden: Carlos Humberto Mendoza Sandoval aus der Pfarrei St. Mariä Unbefleckte Empfängnis in Managua (Nicaragua) und Juan Carlos Ruiz Romero ebenfalls aus der Pfarrei St. Mariä Unbefleckte Empfängnis in Xalapa (Mexiko). Die anderen Weihekandidaten der Diözese waren Antanas Karčiauskas, Boris Schmitz, Johannes Kutter, Michael Schmitt, Michael Stärk, Stephan Wirgowski und Thorsten Kluck.
Weihe im Kölner Dom
Im vollbesetzten Kölner Dom sprach Kardinal Woelki in der Predigt über ein großes Geheimnis, dass niemand voll erfassen kann: Das sei das Priestersein. Der Pfarrer von Ars habe gesagt: „Wenn man den Priester auf der Erde begreifen würde, dann würde man sterben, nicht vor Schreck, sondern aus Liebe.“ Kardinal Woelki bezeichnete die Priester auch als Werkzeug in der Hand Jesu Christi, „damit dieser durch uns die Werke seines Erbarmens an den armen, hilfs- und erlösungsbedürftigen Menschen wirken kann.“
Der Bischof legte den Weihekandidaten die Hände auf und sprach über sie das Weihegebet, woraufhin die Heimatpfarrer den neugeweihten Priestern die priesterlichen Gewänder (Stola und Messgewand) anlegten, als Zeichen für ihre tiefe Verbundenheit mit Christus, der als Haupt der Kirche Quelle und Mittelpunkt ihres Dienstes ist und in dessen Person sie handeln. Dann wurden ihnen die Hände mit Chrisam gesalbt, was die besondere Beziehung des Priesters zu Christus deutlich macht, der nach den Worten der Heiligen Schrift der „Gesalbte des Vaters“ ist und durch seine Priester handeln will, um das Volk zu heiligen. Anschließend wurden ihnen Brot und Wein überreicht, da die Feier der Eucharistie, in der Christus selbst gegenwärtig ist, der vorrangige Auftrag jedes Priesters ist.
Carlos Humberto Mendoza Sandoval
Carlos Humberto Mendoza Sandoval aus Nicaragua hatte als Jugendlicher ganz andere Pläne, als den, Priester zu werden. Mit 14 Jahren verließ er auf eigenen Wunsch die Schule, um als Maurer Geld zu verdienen. Sein Vater hoffte, dass die schwere Arbeit ihn wieder zurück in die Schule bringen würde, aber Carlos mochte die physische Arbeit. Er begann den Neokatechumenalen Weg und nach ein paar Jahren setzte er seine Schulausbildung fort und öffnete so den Weg für die priesterliche Berufung. Entscheidend war, dass ihn jemand ganz konkret darauf ansprach und er nach und nach der Stimme Gottes Raum gab. Und ihr folgte er, kam nach Köln, lernte Deutsch, studierte Theologie und dient nun der Kirche als Priester in Lechenich. Wer hätte das vermutet, als Carlos in der Pubertät war? Aber diese Erfahrungen, auch der eigenen Schwäche, machten ihn bodenständig, bescheiden und gelassen.
Juan Carlos Ruíz Romero
Juan Carlos Ruíz Romero aus Mexiko war zunächst 2 Jahre im Priesterseminar Redemptoris Mater Guadalajara in Mexiko. Sein Wechsel nach Bonn bedeutete dann noch viele Jahre weitere Ausbildung, doch er hat die Herausforderungen mit Sprache und Studium an der Uni Bonn gut bewältigt. Mit Ausdauer hat er inmitten aller Schwierigkeiten an seiner Berufung festgehalten. Verschiedenste missionarische Erfahrungen in Holland und Brasilien haben ihn anpassungsfähig und großzügig gemacht. Das hilft ihm jetzt als Priester in St. Johannes in Lohmar.