Mit Hoffnung durch das Leiden
Mit Hoffnung durch das Leben
Leiden und Tod sind Erfahrungen, die ungewollt, aber zwingend zu unserer Existenz gehören. Insofern ist es mehr als wichtig, dass auch die Sorge um Menschen mit Grenzerfahrungen ein unverzichtbarer Teil der Priesterausbildung sind. Wenn es darum geht, Personen in ihren schwierigsten Stunden seelsorglich beizustehen, so darf dies jedoch nicht mit einer paternalistischen oder moralisierenden Haltung geschehen. Vielmehr kommt es darauf an, aufmerksame und stille Zuhörer zu werden, die zu rechter Zeit fähig sind, ein Wort des Trostes und des Glaubens an den Sieg Christi über den Tod zu geben.
Um sich in diesem Sinne auf den priesterlichen Dienst vorzubereiten, haben einige von uns im Sommer ein Praktikum in einem Pflegezentrum in Madrid absolviert – „Centro de humanización de la salud“ (Zentrum für die Humanisierung der Gesundheit) – einer Einrichtung, die vom Krankenpflegerorden der Kamillianer geleitet wird. Zwei Gruppen von Seminaristen haben sich auf den Weg nach Spanien gemacht: zuerst im Juli 2019 waren es Jan Schönthaler und Juan Josué González, und dann im September – Stefano Da Rin Zanco, zusammen mit einem Seminaristen vom Redemptoris Mater Amsterdam, José Angel Aguilar. Die Praktika, die jeweils zwei Wochen lang dauerten, umfassten sowohl den Besuch eines Kurses in Gesundheitsseelsorge als auch praktische Erfahrungen im Altersheim und dem Hospiz des Pflegezentrums. Sowohl die Kurse als auch die Praxiserfahrungen waren sehr hilfreich. Beim einem Einführungskurs haben wir Grundhaltungen und Hilfsmittel kennengelernt, die bei der Begegnung mit Leidenden notwendig sind, beim praktischen Teil dagegen versuchten wir, das Erlernte beim Besuch von Menschen im Altersheim und im Hospiz umzusetzen.
Es gab oft Hemmungen bei Begegnung mit dem Leiden, weil man dabei intensiv mit dem tiefsten ‚ Warum‘ des Lebens und zum Teil auch mit schwierigen Punkten der eigenen Biografie konfrontiert wird. Wir lernten aber, diese erste Schwierigkeit zu überwinden, dank der Hilfe des vorbildlichen und kompetenten Personals des Pflegezentrums. Auch die Haltung der Patienten selbst, die in manchen Fällen ein beeindruckendes Zeugnis des Glaubens und der Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte ablegten, beeindruckten uns alle zutiefst. An diesen Menschen konnten wir sehen, wie selbst in den dunkelsten Stunden des Lebens Wege der Sinnfindung und der Hoffnung möglich sind.
Wir wurden in dieser Zeit also nicht nur mit neuen Erkenntnissen, sondern auch und vor allem mit vielen Erfahrungen und berührenden Begegnungen bereichert. Allen, die diese Erfahrung ermöglicht haben, gilt ein herzliches: Vergelt´s Gott!