Priester – Christliche Identitäten im Gespräch
Priester – Christliche Identitäten im Gespräch
Ein Abend, zwei Vorträge, in denen es um die Verbindung von Theologie und Lebenspraxis ging. Sicherlich nicht für jeden Außenbetrachter ein Ereignis von Relevanz. Für einen Innenbetrachter – sehr wohl. Die beiden Sprecher haben sich nämlich mit Identitäten beschäftigt, die den Bewohnern des Hauses und unseren Freunden wichtig sind. Am 10. Februar hatte bei uns Paul Josef Kardinal Cordes zum Thema „Priester, umstritten und unerlässlich“ gesprochen und Dr. Manfred Lütz sein Buch „ Der Skandal der Skandale: Die geheime Geschichte des Christentums“ vorgestellt.
Die priesterliche Identität stand im Mittelpunkt der Ausführungen von Kardinal Cordes. Unter anderem sprach er von der Gefahr, welche die Begriffsverschiebung vom „geistlichen Hirten“ zu „ Gemeindeleiter“ für das rechte Verständnis des Priesters darstellt. Dann beschrieb er das katholische Amtsverständnis, dass seine Existenzgrundlage gerade darin findet, dass im Amt Jesus Christus selbst als Haupt der Kirche repräsentiert werde. Gleichzeitig repräsentiere der Priester auch die Kirche gegenüber Gott. Schließlich verwies der Kardinal darauf, dass priesterliche Identität sowohl von der Einbindung in eine Glaubensgemeinschaft als auch von der persönlichen Gottesbeziehung getragen werde.
Dr. Lütz präsentierte in seinem Vortrag nicht nur sein Buch, sondern auch das Christentum in einer geschichtlichen Gesamtschau (oder genauer: katholisches Christentum in linksrheinischer kulturellen Ausprägung). Es handle sich um etwas Hochspannendes, was aber selbst manchen Kirchgängern noch nicht ausreichend bekannt sei. „Wussten sie das? ... Ich wusste das nicht!“ – sprach er die ca. 100 Zuhörer immer wieder an, und ging dabei auf einige inzwischen traditionell gewordene „heiße Eisen“ aus der Kirchengeschichte ein. Schließlich verwies er auf sein Buch – „Denn wenn man evangelisieren will, dann muss man das wissen!“ – mit dem Sonderangebot für die Theologen im Haus; er empfahl aber auch ein etwa dreimal so umfangreiches Werk von Arnold Angenendt über die Geschichte des Christentums zu lesen, ein Buch, das Lütz selbst als Grundlage für seine Schrift diente.
Insgesamt sorgten die beiden Redner dafür, dass der Abend nicht nur inhaltlich wertvoll, sondern auch unterhaltsam gewesen ist. Wegen großen Interesses reichte die Zeit nicht für alle Fragen aus, die im Raum standen. Einige spezifische Themen besprach der Kardinal aber noch am nächsten Tag bei einem Treffen mit den im Haus ausgebildeten Priestern und den Gästen vom Redemptoris Mater Berlin.