Unser Anspruch als Christen ist es, im Sinne des Evangeliums für Menschen da zu sein. Wir wollen denen helfen, die in Not sind, die Unterstützung oder Zuspruch brauchen. Die Corona-Pandemie hat unsere Möglichkeiten, diesem Anspruch gerecht zu werden, mehr als ein Jahr lang stark beeinträchtigt. Es galt, abzuwägen und verantwortungsvoll zu handeln, ohne andere und sich selbst in Gefahr zu bringen. In dieser Situation haben wir neue, überraschende Ideen entwickelt: Gottesdienstübertragungen via Internet, digitale Beratungs- und Hilfsangebote oder auch Gremiensitzungen über Videotools haben gezeigt, wie viel modernes und kreatives Potenzial in unserer Kirche steckt.
Als wir Mitte Juli gerade wieder begonnen hatten, uns an der Rückkehr zur Normalität zu erfreuen, zog ein Unwettertief über weite Teile des Erzbistums hinweg und hinterließ schwerste Verwüstungen. Gleich nach dem Hochwasser konnte das Erzbistum durch lokale Hilfsaktionen, die Vermittlung von Unterkünften, die Aufstockung des Nachbarschaftshilfefonds und Soforthilfen für die betroffenen Menschen und Einrichtungen erste Unterstützung bereitstellen. Neben konkreten Schritten zum Wiederaufbau ist jetzt eine unserer wichtigsten Aufgaben, den Menschen bei der Aufarbeitung ihrer psychischen und seelischen Belastungen zu helfen. Wir wollen als Kirche für die vom Hochwasser betroffenen Menschen da sein und setzen dazu auch unsere finanziellen Mittel verantwortungsvoll ein. Dass wir aktuell handeln können, verdanken wir unserer soliden wirtschaftlichen Situation. Sie gründet nicht zuletzt darauf, dass wir bereits in der Vergangenheit frühzeitig die Herausforderungen erkannt und uns ihnen gestellt haben. So können wir unsere weit in die Gesellschaft reichenden Aufgaben in Seelsorge, Bildung und Caritas mit mehr als 2 Millionen Euro pro Tag finanzieren. Der vorliegende Finanzbericht legt detailliert dar, wie die Mittel des Erzbistums für wirksames und nachhaltiges Handeln im Berichtszeitraum 2020 eingesetzt wurden.
Vor dem gesellschaftlichen Wandel und seinen Auswirkungen dürfen wir die Augen nicht verschließen. Schon aus demografischen Gründen wird die Zahl der Kirchenmitglieder weiter zurückgehen. Hinzu kommen kirchenspezifische Faktoren wie etwa die Differenz zwischen Austritten und Taufen. Damit wir als Erzbistum auch bei stagnierender oder sinkender Kirchensteuer handlungsfähig bleiben und unseren Aufgaben weiter nachkommen können, müssen wir jetzt entscheiden, wie und wofür wir unsere Ressourcen künftig einsetzen wollen. Wir stehen in der Verantwortung, das seelsorglich und gesellschaftlich Wünschenswerte mit dem finanziell Machbaren abzugleichen und Schwerpunkte zu setzen. Zugleich müssen wir unsere Strukturen so verändern, dass sie dauerhaft tragfähig und finanzierbar bleiben.
Zu unserer Verantwortung für die Menschen und dem gewissenhaften Umgang mit den Finanzen gehört ebenso die gemeinsame Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung. Sie stellt ein zentrales Handlungsfeld dar. Die von unserem Erzbischof initiierte und Ende 2020 veröffentlichte Vision „Schöpfungsverantwortung im Erzbistum Köln“ markiert dabei einen Meilenstein: Bis 2030 wollen wir das Erzbistum klimapositiv und schöpfungsfreundlich aufstellen. Wir unterstützen nachdrücklich den Weg der ökologischen Umkehr und widmen ihm deshalb das Fokusthema unseres Finanzberichts. Denn die Bewahrung des Lebens und der Schöpfung in ihrer Ganzheit ist für uns als Kirche eine ureigene Aufgabe und eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Zum Schluss möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, allen beruflich in der Seelsorge Tätigen und den vielen Engagierten in unserem Erzbistum danken. Sie machen mit ihrer verantwortungsvollen Arbeit – auch in Zeiten von Maske und Abstandhalten – die Nähe Gottes zu den Menschen erfahrbar. Mein Dank gilt zugleich allen, die mit ihren Kirchensteuerbeiträgen den Dienst der Kirche für die Menschen ermöglichen und unterstützen.
Msgr. Dr. Markus Hofmann
Generalvikar