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Solidaritätsbesuch in Lwiw, Butscha und Kiew vom 14. bis 19. August:Blog: Erzbischof Woelki reist in die Ukraine

Von einem Balkon bekam man einen Eindruck vom großzügigen Uni-Campus mit der Kirche im Zentrum. Weiteres Wachstum ist geplant. (18.08.2024)
Datum:
19. Aug. 2024
Von:
Newsdesk
Während seines 6-tägigen Aufenthalts in dem vom Krieg heimgesuchten Land besucht Kardinal Woelki verschiedene Einrichtungen und Hilfsprojekte. Im Blog und auf Social Media berichtet Wolfram Eberhardt, Leiter Bereich Medien & Kommunikation im Erzbistum Köln, über die Begegnungen mit den Menschen vor Ort und die Eindrücke der Ukraine-Reise.

Mit seinem Besuch in der Ukraine möchte Kardinal Woelki persönlich vor Ort seine Solidarität und Verbundenheit mit den Menschen bekunden. Zuletzt war er im Jahr 2018 in der Ukraine.

19.08.: Mit nachhaltigen Eindrücken zurück nach Hause

Auf der Rückreise von der Ukraine besteigt Kardinal Woelki im polnischen Rzeszow das Flugzeug. (19.08.2024) Auf der Rückreise von der Ukraine besteigt Kardinal Woelki im polnischen Rzeszow das Flugzeug. (19.08.2024)

Unsere fünf Tage in der Ukraine sind schnell vergangen, heute früh um 6 Uhr fuhren wir von Lwiw wieder zurück in Richtung Polen. Nachmittags ging dann unser Flug von Rzeszow, bevor wir heute Abend wieder im Rheinland ankommen.

Neben unseren Koffern nehmen wir zahlreiche und nachhaltige Eindrücke mit. Kardinal Woelki hat ein besonderes Anliegen: Er möchte die Not der Kriegsopfer und Flüchtlinge wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken. Sie wird angesichts der vielen Militärfragen leider oft vergessen.

18.08.: Gottesdienst und Rundgang über den Uni-Campus in Lwiw

Sonntagsgottesdienst in der Universitätskirche gemeinsam zelebriert von Uni-Präsident und Erzbischof Erzbischof Borys Gudyak  und Kardinal Woelki. (18.08.2024)

Der Sonntag ist der Tag des Herrn. Wir feierten Gottesdienst zusammen mit Studentinnen und Studenten der Ukrainisch-Katholischen Universität (UCU) in Lwiw. In der noch nicht fertiggestellten Universitätskirche fanden sich aber auch viele Christen aus der Nachbarschaft ein.  

Der Kardinal hielt die Predigt: „Ich möchte mit Ihnen von anderen Zeiten träumen. Von Zeiten des Friedens. Von Frieden, aber einem gerechten Frieden. Von Frieden, aber einem Frieden in Freiheit. Und ich möchte mich mit Ihnen zusammen daran erinnern, dass es da einen gibt, der mit Ihnen, der mit uns gemeinsam träumt. Und das ist kein geringerer als Gott selbst!“

Im Anschluss an den Gottesdienst, den der Kardinal gemeinsam mit Uni-Präsident und Erzbischof Borys Gudyak feierte, ging es in den Keller. Kirchenräume sind auch in der Ukraine ein Raum für das stille Gebet, bieten hier aber zusätzlich oft ganz elementaren Schutz vor dem Raketenterror aus der Luft. Die Sandsäcke in der Krypta der Kirche zogen deshalb beim Herabsteigen sofort die Blicke an. Es gibt keinen wirklich sicheren Ort im Land mehr.

Von einem Balkon bekam man einen Eindruck vom großzügigen Uni-Campus mit der Kirche im Zentrum. Weiteres Wachstum ist geplant. (18.08.2024)

Die UCU ist die einzige private, gemeinnützige katholische Universität im postsowjetischen Raum. An ihr studieren circa 1.800 Studierende in zehn Grund-, 17 Aufbau- und zwei Promotionsstudiengängen. Sie ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und international gut vernetzt. Erzbischof Borys Gudyak machte uns beim Rundgang mit einem besonderes Projekt für die Inklusion und Gleichberechtigung von Menschen mit geistigen Behinderungen bekannt. Kernprojekt ist dabei das Emmaus-Haus, ein Apartment innerhalb des Studierendenwohnheims der UCU, in dem Menschen mit geistiger Behinderung leben.

Der Krieg hat zehntausende von Menschen im Land körperlich und geistig schwer verwundet. Ein privater Besuch in einer Einrichtung für verletzte Soldaten, den wir aus Sicherheitsgründen nicht bebildern durften, führte uns am Nachmittag noch einmal ganz nah an das individuelle Leid heran.

Die Bezugssysteme haben sich nach dem intensiven Erleben verlagert: Schwer verwundet halten die Soldaten weiter nahezu pausenlos Kontakt zu Ihren Kameraden an der Front. Man hat den Eindruck, dass die eigene Familie nachrichtlich manchmal an die zweite Stelle zurücktreten muss. Der Glaube ist für viele ein wichtiger Anker in diesen Tagen voller Ungewissheit über die eigene Zukunft.

17.08.: Trauerfeier und Hochzeit, Fußball und Militärfriedhof

Trauergottesdienst für drei ukrainische Soldaten in der Garnisonskirche in Lwiw (17.08.2024) Trauergottesdienst für drei ukrainische Soldaten in der Garnisonskirche in Lwiw (17.08.2024)

Zurück in Lwiw stand heute morgen der Besuch der Garnisonskirche St. Peter und Paul an. Die Kirche ist die Zentralkirche für die Militärseelsorge, hier wurden bereits mehr als 1000 gefallene Soldaten verabschiedet. Und auch heute morgen ist eine Trauerfeier für drei Soldaten, an der wir teilnehmen. Kardinal Woelki übernimmt spontan die Predigt, die parallel ins Ukrainische übersetzt wird. Er sprach den Angehörigen sein tiefstes Mitgefühl aus: "Ihre Söhne, ihre Ehemänner, ihre Väter sind gestorben für die Freiheit ihres Landes".

Der Kardinal und auch ich konnten uns vor der Reise nicht vorstellen, wie unmittelbar unsere Solidarität werden könnte. So betonte Kardinal Woelki in seiner Ansprache: "Nun bin ich ganz konkret mit diesem mörderischen und völkerrechtswidrigen Krieg gegenüber ihrem Land konfrontiert".

Direkt nach der Trauerfeier kommt dieses Paar in die Kirche, um zu heiraten. Kardinal Woelki spendet ihnen den Segen. (17.08.2024) Direkt nach der Trauerfeier kommt dieses Paar in die Kirche, um zu heiraten. Kardinal Woelki spendet ihnen den Segen. (17.08.2024)

Nur wenige Minuten nach dem Trauergottesdienst erlebten wir einen Szenenwechsel, so als wenn man plötzlich einen komplett anderen Film einlegt: Die Zelebranten tauschten in der Sakristei schnell die schwarzen Trauergewänder gegen weiße Messgewänder, um dann ein Hochzeitspaar zu empfangen und in den Stand der Ehe zu versetzen. Kardinal Woelki spendete dem Paar direkt den Segen.

Waisenkinder erfahren Hilfe durch Fußball-Sportprojekt

Erfolgreiches Sportprojekt: Weihbischof Hrutsa zeigt stolz die Trophäen der Waisenkinder-Fußballmannschaft . (17.08.2024)

Danach haben wir uns die Einrichtungen rund um die Kirche angesehen. Die griechisch-katholische Kirche unterstützt unter anderem viele Waisenkinder. Die Kinder aus dem Haus in der Nähe der Garnisonskirche haben bereits mehrfach an einer Fußball-Weltmeisterschaft für Waisenkinder teilgenommen. In diesem Jahr haben sie haben sie den 3. Platz von 24 Mannschaften errungen, in den letzten Jahren waren sie sogar schon zwei Mal Weltmeister. Der Weihbischof zeigt dem Kardinal ein wenig stolz die Trophäensammlung. Und als wir ein Trikot des 1. FC Köln gezeigt bekommen, erfuhren wir, dass der FC diese Waisenkinder ebenfalls unterstützt.

Weihbischof Hrutsa berichtete uns, dass Waisenkinder, die sich verhaltensauffällig verhielten oder sich in eine kriminelle Richtung entwickelten, durch dieses Sportprojekt wieder eine positive Perspektive gefunden haben.

Trauerseelsorge auf dem Militärfriedhof in Lwiw. (17.08.2024)

Seelsorge auf dem Militärfriedhof

Danach sind wir erneut zum Militärfriedhof gefahren und haben gemeinsam mit Verwandten der Gefallenen an den Gräbern gedacht und gebetet. Es ergaben sich wieder bewegende Begegnungen. Wir erfuhren es ganz intensiv, wie nahe die griechisch-katholische Kirche hier bei den Menschen und ihrem Leid ist. Weihbischof Hrutsa erkannte sofort Ustym wieder, ein Junge, der seinen Vater verloren hat und jetzt überlegt, ob er später einmal Feuerwehrmann werden möchte, um Menschenleben zu retten.

Anschließend fuhren wir zum Mittagessen in das Priesterseminar, wo die große Zahl an Priesterkandidaten beeindruckt, die hier trotz Krieg ausgebildet werden. Das Erzbistum unterstützt die Priesterausbildung im Lwiw bereits seit vielen Jahren und hat zuletzt unter anderem eine große Photovoltaikanlage mitfinanziert. Gerade in der Notsituation ist das Erzbistum ein verlässlicher Partner für das Priesterseminar.

Eine Arbeit zum Umdenken: Psychotherapien sind wertvoll und wichtig

Das benachbarte Beratungszentrum bietet traumatisierten Erwachsenen und auch Kindern einen offenen Raum für Gespräche und Therapien an. Interessiert bemerkten wir den umfangreichen Social-Media-Auftritt des Therapiezentrums, der aber nicht den üblichen Kommunikationszwecken dient. Das Zentrum möchte auf diesem Wege das Thema Therapie neu positionieren, da es gerade bei den Älteren häufig noch sehr negativ besetzt sei. Besonders bei den älteren Menschen, die die Sowjet-Zeit erlebt haben, sind Psychologie und Psychotherapie maximal diskreditiert: Jemand der in eine psychische Behandlung kam, wurde meist schlicht weggesperrt und musste wohl auch irgendwie verrückt sein.

Sorge um Mitschwestern im Donbass

Zuletzt waren wir zum Kaffee bei den Sankt-Josefs-Schwestern. Wir hörten von den großen Sorgen, weil weiterhin Schwestern im Donbass ausharren, um den Menschen dort zu helfen. Die Generalsuperiorin Sr. Elisabeth Bihun schilderte und, dass sie täglich Kontakt zu ihren Mitschwestern hätten. Dennoch sahen wir in den Gesichtern der Schwestern, in welch großer Sorge sie um ihre Mitschwestern sind.

In der römisch-katholischen Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale feierten wir dann die Abendmesse, in der Kardinal Woelki die Predigt hielt. Diese wurde wieder im Block für die Gottesdienstbesucher übersetzt.

Nach dem Abendessen mit Weihbischof Eduard Kava gingen wir wieder voller aufwühlender Tageseindrücke in unsere Unterkunft zurück.

16.08.: Im Kinderhort plötzlich in den Luftschutzbunker

Während eines Luftalarms sang Kardinal Woelki gemeinsam mit den Kindern im Sozialzentrum in Kiew 'Praise ye the Lord' im Luftschutzbunker. (16.08.2024) Während eines Luftalarms sang Kardinal Woelki gemeinsam mit den Kindern im Sozialzentrum in Kiew 'Praise ye the Lord' im Luftschutzbunker. (16.08.2024)

In Kiew besuchten wir die Zentrale und einen Kinderhort der Caritas. Dort sprach Kardinal Woelki mit der Präsidentin der griechisch-katholischen Caritas Ukraine, Tetiana Stawnychy, über die aktuelle Situation sowie die Arbeit der hauptamtlichen Kräfte und der über 10.000 ehrenamtlichen Helfer. Über 40 Prozent der Hilfsbedürftigen möchten möglichst schnell selber helfen. Im Kinderhort wurde viel gelacht und in der Küche Pizza gebacken.

Doch plötzlich ertönte Luftalarm: Alle, auch wir, suchten Schutz in einem Luftschutzbunker. Bei den Kindern wurde Angst und Unsicherheit wieder spürbar. Um die Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, stimmte der Kardinal ein Lied an: "Praise ye the Lord". Die Kinder lauschten, viele kannten Text und Melodie noch nicht, aber schnell brachte es ihnen der Kardinal bei. Schließlich sangen alle gemeinsam, verbunden in ihrem Glauben und in ihrer Hoffnung. Zum Glück konnten wir bald wieder alle nach draußen.

In direkter Nähe des Michaelsklosters erinnern tausende Bilder an die Opfer der russischen Aggressionen seit dem Krim-Krieg 2014. (16.08.2024) In direkter Nähe des Michaelsklosters erinnern tausende Bilder an die Opfer der russischen Aggressionen seit dem Krim-Krieg 2014. (16.08.2024)

Orte des Gedenkens

Zur Mittagszeit waren wir auf dem zentralen Platz Kiews, dem Majdan. Hier erstreckte sich ein riesiges Fahnenmeer, das an die vielen Kriegsgefallenen erinnert. Es ist mitten im Herzen der Stadt ein Ort des Gedenkens, des Vergewisserns, bei so viel Leid und Opfern.

Wir machten uns auf den Weg zum St. Michelskloster mit den markanten goldenen Kuppeln. Unterwegs hatten wir einen schönen Ausblick über den Fluss Dnipro, der durch Kiew fließt. Nach einem kurzen Besuch am Kloster fiel unser Blick direkt nach dem Passieren eines Tores auf eine Wand mit tausenden und abertausenden Fotos gefallener Soldaten. Sie erinnern an die Toten durch die Aggressionen Russlands seit dem Krim-Krieg 2014. Inzwischen sind es so viele Gefallene, dass man mit den Bildern eigentlich nicht mehr hinterherkommt. Die Schmerzen über den Verlust geliebter Menschen waren und sind für uns in der vom Krieg gezeichneten Ukraine sehr gegenwärtig.

Kardinal Woelki im Gespräch mit Großerzbischof Sviatoslav Ševčuk (UGKK) Kardinal Woelki im Gespräch mit Großerzbischof Sviatoslav Ševčuk (UGKK)

Nachmittags besuchten wir Caritas-Spes. Es ist die Caritas-Organisation der römisch-katholischen Kirche in der Ukraine. Sie ist in den letzten Jahren unglaublich schnell gewachsen, um die vielen Menschen umfassend zu versorgen. Wir sahen auch, wie sorgsam mit den Spendenmitteln umgegangen wird und die Verwendung dokumentiert wird.

Besuch der Auferstehungskathedrale

Später traf Kardinal Woelki den Großerzbischof Sviatoslav Ševčuk der Ukrainisch griechisch-katholischen Kirche (UGKK). Dieser schilderte ihm aus seiner Sicht, wie schwierig es für die Menschen in ihren Notlagen momentan ist. Der Großerzbischof zeigte dem Kardinal die 2011 geweihte Auferstehungskathedrale, in deren Unterkirche sich vor allem beim Großangriff auf Kiew zu Beginn des Krieges 2022 hunderte Menschen versammelt hatten. Der Kardinal trug sich noch in das Gästebuch der Kathedrale ein und die Bischöfe beteten gemeinsam für alle, die unter dem Krieg leiden, ein Gebet für den Frieden.

Nach dem gemeinsamen Abendessen mit Großerzbischof Ševčuk endet unser Aufenthalt in Kiew. Mit dem Nachtzug fuhren wir wieder zurück nach Lwiw.

15.08.: Besuch in Irpin, Butscha und Hostomel

Kardinal Woelki betet in Stille an der Gedenkstätte für die rund 600 Todesopfer der russischen Angriffe in der Region Irpin. Kardinal Woelki betet in Stille an der Gedenkstätte für die rund 600 Todesopfer der russischen Angriffe in der Region Irpin.

„Sie kamen, um zu töten“. So fasste gestern Iryna Havryshkevych von der griechisch-katholischen Kirche für uns das Grauen von Butscha in einem Satz zusammen.

Die Fahrt nach Irpin, Butscha und Hostomel brachte uns mit einem Zivilisationbruch des Jahres 2022 zusammen. Hier konnten wir auch mit Überlebenden des russischen Angriffs sprechen. In Irpin besuchten wir die Gedenkstätte, an der mit einer Stele an die 600 ermordeten Menschen dieser Region erinnert wird.

Unter die Haut ging uns in Butscha der Besuch an einem Haus, in dem sechs junge Menschen gefoltert und danach ermordet wurden. Bilder dieser Menschen an der Hauswand geben ihnen ihr Gesicht und machen die Situation (noch un)fassbar(er).

Die Menschen auf dem Foto wurden in Butscha in den ersten Kriegstagen 2022 gefangen genommen und in diesem Haus gefoltert und getötet. Kardinal Woelki hat dort für sie und die vielen Kriegsopfer gebetet (15.08.2024) Die Menschen auf dem Foto wurden in Butscha in den ersten Kriegstagen 2022 gefangen genommen und in diesem Haus gefoltert und getötet. Kardinal Woelki hat dort für sie und die vielen Kriegsopfer gebetet (15.08.2024)

Es ist beeindruckend zu sehen, was die griechisch-katholische Kirche alles unternimmt, um die Menschen auch seelisch wieder heil zu machen, indem man ihnen regelmäßig begleitete Gespräche anbietet.

In Hostomel besuchten wir eine kleine griechisch-katholische Kapelle. Iryma Havryshkevych erklärte uns die Hilfen der Gemeinde: Hier treffen sich regelmäßig kleine Gruppen – ungefähr 15 Menschen – um mit einem Priester und mit einem Psychologen zu sprechen. Die Aufarbeitung der schrecklichen Erlebnisse wird sicher noch viel Zeit in Anspruch nehmen, weil solche Traumata manchmal das ganze weitere Leben überschatten.

Im Gespräch mit dem deutschen Botschafter

Nachdem wir von diesen grausamen Stätten nach Kiew zurückkamen, besuchten wir den deutschen Botschafter Martin Jäger. Er vermittelte uns leider ein nicht sonderlich optimistisches Bild der Lage. Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bevor man eine Hoffnung auf Frieden nur denken kann. Mit eindringlichen Worten beschrieb der Botschafter, wie schwierig besonders der kommende Winter mit Blick auf die Versorgungssituation wird.

Auch wenn das Leben in Kiew auf den ersten Blick ganz normal und friedlich ist und die Menschen in den Straßencafés sitzen, ist die Situation äußerst fragil. Denn schon im nächsten Moment kann wieder Luftalarm ertönen. Die Menschen haben es aber inzwischen geschafft, mit dieser schwierigen Situation umzugehen und ihren Alltag so gut wie möglich zu leben. Diese mentale Widerstandskraft ist für jeden Besucher, der von außen in das Land kommt, ausgesprochen beeindruckend.

Gottesdienst in der Kathedrale

Am Abend waren wir zur Feier von Mariä Himmelfahrt noch in der römisch-katholischen Kathedrale St. Alexander. Kardinal Woelki predigte über Maria. Er beschrieb sie als „eine von uns“ und sagte: „Sie leidet mit ihrem Sohn - und heute mit Ihnen allen. Sie verlässt ihren Sohn nicht in der Stunde des tiefsten Leides und der Erniedrigung. Und sie verlässt auch Sie und Ihr Volk heute nicht in dieser so grausamen Kriegssituation.“

Nach der Messe haben wir zum Ausklang des Abends mit Bischof Vitaly Kryvytskyy SDB zu Abend gegessen, bevor wir nach vielen emotionalen Momenten in der Apostolischen Nuntiatur – der vatikanischen Botschaft – übernachten durften.

14.08.: Besuch des Pilgerzentrums Stradch und Vesper in Lwiw

Der Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, besucht vom 14. bis zum 19. August die Ukraine. Kardinal Woelki möchte damit auch persönlich vor Ort seine Solidarität und Verbundenheit mit den Menschen in dem von Krieg heimgesuchten Land bekunden. Er wird in Lemberg (Lwiw) und Kiew unter anderem karitative Projekte besuchen, Kirchenvertreter und Studenten treffen sowie Gottesdienste feiern und für den Frieden beten.

Am Mittwochmorgen verließ unsere kleine Gruppe Köln in Richtung Flughafen. Zu dritt flogen wir nach Rzeszów im Osten Polens: Kardinal Rainer Maria Woelki, Nadim Ammann (Bereichsleiter Weltkirche-Weltmission) und ich, Wolfram Eberhardt (Bereichsleiter Medien & Kommunikation).

Am Flughafen wurden wir vom Militärkaplan Taras Mykhalchuk abgeholt, der uns mit dem Auto nach Lwiw (Lemberg) brachte. Auf dem Weg haben wir einen Zwischenhalt im Pilgerzentrum Stradch gemacht, 22 km vor Lwiw. Hier hatten wir ein sehr bewegendes Gespräch mit einem Mann, der schwere Kriegsverletzungen davongetragen hatte und schon ein Dutzend Mal operiert werden musste.

In dem griechisch-katholischen Pilgerzentrum erfahren viele Flüchtlinge geistliche und psychologische Betreuung und werden vom Küchenteam liebevoll versorgt.

In Lwiw angekommen, feierten wir gemeinsam mit Erzbischof Ihor Vozniak CSSR und Weihbischof Volodymyr Hrutsa CSSR die Vesper zum Hochfest Mariä Himmelfahrt. In den orthodoxen Kirchen hat dieses Fest noch einen viel höheren Stellenrang als bei uns. Die prachtvolle griechisch-katholische Kathedrale in Lwiw wurde erfüllt von ostkirchlichen Gesängen. Die Gläubigen konnten sich einzeln vom Erzbischof von Lwiw und von Kardinal Woelki segnen lassen.

Zwischen dem Erzbistum Köln und der Erzeparchie Lwiw gibt es eine langjährige lebhafte Projektzusammenarbeit. Mit 1,3 Mio Euro wurden bislang 146 Projekte gefördert. Rund ein Drittel der Anträge kamen von Ordensgemeinschaften, dabei ging es meist um die Erhaltung der historischen Klöster. Zudem unterstützt das Erzbistum auch das Priesterseminar in Lwiw, aktuell bei der Versorgung von Binnenflüchtlingen.

Friedhof für gefallene ukrainische Soldaten. Auch spät Abends sind dort viele Angehörige, denen Weihbischof Hrutsa Trost spendet und mit ihnen betet.

Der bewegendste Augenblick des Tages war für uns der Besuch des Friedhofs. Auch zu der späten Stunde nach 21 Uhr waren noch viele Angehörige der dort bestatteten Soldaten auf dem Friedhof. Weihbischof Hrutsa ging mit uns gemeinsam auf viele Menschen zu, nahm sie in den Arm und bot ihnen an, gemeinsam mit ihnen zu beten. Sehr dankbar nahmen das die Menschen an.

Uns konnte der Weihbischof dabei auch von vielen einzelnen Schicksalen berichten. Allein in Lwiw wurden seit Beginn des Krieges und 1000 Soldaten beerdigt. Weihbischof Hrutsa fasste es so zusammen: „Ein Tag ohne Beerdigung ist ein Festtag für uns“.

Zum Abschluss des Tages brachte uns Weihbischof Hrutsa zum Nachtzug nach Kiew. Am Zug sprach er noch mit der Zugbegleiterin, da diese weder Englisch noch Deutsch konnte, bevor wir uns verabschiedeten. Nun begann unsere ruckelige Nachtfahrt in die Hauptstadt der Ukraine, in der wir kaum ein Auge zumachten.

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