1. Woche: Bewegt:4. Dezember
Wiedermal stehe ich am Bahnsteig. Und wiedermal warte ich… auf den Zug, der einfach nicht kommt. Ich bin müde und kaputt vom langen Tag, deshalb will ich einfach nur nach Hause, um mich endlich auszuruhen. Gefühlt ist gerade in meinem Alltag Stillstand, es bewegt sich einfach nichts, weshalb das Warten langsam für mich unerträglich wird.
Genervt und frierend wandert mein Blick immer wieder zwischen Verspätungsanzeige und leerem Gleis hin und her. Da sehe ich plötzlich sie, die junge Frau auf dem benachbarten Bahnsteig. Sie tanzt völlig gedankenverloren zu einer für alle anderen lautlosen Musik; erst viel später bemerke ich die kleinen Kopfhörer, die sie unter ihrem dichten, blaugefärbten Haaren trägt. Rhythmisch und fließend bewegt sie sich, mit geschlossenen Augen zu einem dynamischen Beat. An ihrem verträumten Lächeln kann ich erahnen, dass sie gerade glücklich ist.
„Bewegtes Warten“, denke ich, als sie schon längst in ihren Zug eingestiegen und weggefahren ist. Bewegtes Warten – passt das nicht eigentlich zur Adventszeit? Wir warten darauf, dass sich etwas ereignet, sich etwas bewegt. Dabei kommt es vielleicht mehr darauf an, dass wir uns selbst bewegen und trotz der anstrengenden Wartezeit zu einer lautlosen Musik zu tanzen beginnen. Dann kommt vielleicht auch irgendwann die Bahn… und Gott bei uns an.