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Weihnachten „ist die Küche voll Feuer“

AdventsZeit 2024: Weihnachten ist die Küche voll Feuer
Von:
Kathrin Becker
Exklusiv für die AdventsZeit haben sich die Schwestern vom Orden „Töchter der göttlichen Liebe“ in Leverkusen-Opladen beim Kochen über die Schulter schauen lassen.

Routiniert drückt Schwester Francilia Handvoll für Handvoll den aufgetauten Spinat aus und gibt ihn in den großen Topf, in dem schon seit einer Dreiviertelstunde eine Okrasuppe vor sich hin köchelt. „Zu Hause können wir auch anderes Gemüse nehmen, hier nur Spinat oder Grünkohl“, sagt sie. Zu Hause, das ist Nigeria, das Herkunftsland des Ordens „Daughters of Divine Love“ (Töchter der göttlichen Liebe), dem die 48-Jährige angehört. Hier, das ist Deutschland, genau genommen die Gemeinde St. Remigius in Leverkusen-Opladen, wo es eine von zehn Niederlassungen des Ordens im Erzbistum Köln gibt. Fünf Schwestern leben dort gemeinsam in einem Wohnhaus neben der Erzbischöflichen Marienschule und gegenüber dem St.-Remigius-Krankenhaus – beides Arbeitsstätten der Ordensfrauen.

Mit einem hölzernen Kochlöffel rührt Schwester Francilia die Suppe um, tropft sich dann etwas Flüssigkeit in die linke Handfläche und leckt sie ab. Ein zufriedenes Lächeln breitet sich auf dem Gesicht unter dem leuchtend blauen Schleier aus: „Gut so!“ Ihre Mitschwester Prudentiana wäscht derweil den Reis, den es gleich mit „Stew“, einer Soße mit Hühnchen, Tomaten und Zwiebeln, geben wird – dazu „Plantains“, frittierte Kochbananen, außerdem Hähnchenkeulen aus dem Backofen und zu Suppe oder Soße „Fufu“, einen festen, stärkehaltigen Brei, den manche der Schwestern beim Essen mit den Fingern zu kleinen Bällchen rollen.

Einkauf zwischen Rheinland und Afrika

„Ein typisches Weihnachtsgericht gibt es bei uns nicht“, sagt Schwester Prudentiana. „Es kommt darauf an, was wir gerne essen möchten.“ Rechtzeitig im Dezember würden deshalb Wunschzettel geschrieben. „Unsere Finanzschwester schaut dann, was geht, und gemeinsam entscheiden wir, was es wann gibt und wer was macht.“ Manche Rezepte seien recht aufwendig und bräuchten viel Vorbereitung. „Da fangen wir am 23. mit an – und am 24. ist dann die ganze Küche voll Feuer“, sagt die 58-Jährige und lacht ihr ansteckendes herzliches Lachen. Entspannt schaut sie nach den Hähnchenkeulen im Backofen. So, wie sie beim Kochen keine einzige Zutat abwiegt oder -misst, sondern allein nach Gefühl dosiert, werden auch Temperaturen und Garzeiten gehandhabt.

Nicht nur die Zubereitung der nigerianischen Gerichte braucht Zeit, auch das Einkaufen ist für die Schwestern nicht mit einem Gang zum Discounter erledigt. „Manches gibt es im normalen Supermarkt, anderes in einem kleinen Laden mit afrikanischen Lebensmitteln in Opladen, wieder anderes nur in Köln, und ein paar Sachen müssen wir aus Nigeria mitbringen“, erklären sie. Nicht umsonst dominieren eine große Gefriertruhe, ein zusätzlicher Gefrierschrank und ein Vorratsschrank die eine Seite ihrer Küche. Der Kühlschrank ist bereits ins Refektorium „gewandert“, das Esszimmer des Konvents. Dort wird auch Heiligabend zusammen gegessen und gefeiert.

„Stille Nacht“ wird zwar in der Christmette gesungen, die die Schwestern nach dem gemeinsamen Gebet der Vesper in ihrer eigenen Kapelle und dem anschließenden Essen besuchen, aber besonders still ist es Weihnachten nicht bei den „Töchtern der göttlichen Liebe“. Schon während der Vorbereitungen in der Küche begleitet Gesang das Schneiden der Zwiebeln und der ein oder andere Tanzschritt das Mörsern der Gewürze. Und liegt das neugeborene Christkind erst mal in der Krippe, dann „singen, trommeln und tanzen wir“, verrät Schwester Prudentiana. Im wahrsten Sinne des Wortes: „O du fröhliche!“

Rezept „Stew“ mit Huhn, Tomaten und Zwiebeln

AdventsZeit 2024: Weihnachten ist die Küche voll Feuer

Huhn waschen, putzen, enthäuten und in Stücke teilen

1 Zwiebel halbieren und in Scheiben schneiden

Huhn und Zwiebel mit wenig Wasser im Topf angaren, mit Curry, Salz, Thymian und Rosmarin kräftig würzen 

circa 30 Minuten köcheln lassen, bis das Huhn gar ist

in einem zweiten Topf 150 ml Öl stark erhitzen,
Zwiebel in grobe Würfel geschnitten darin frittieren

gut abgetropfte Tomatenstücke zugeben
und mit Instantgemüsebrühe würzen

etwa 7 Minuten köcheln lassen

zum Huhn geben und alles mit 1 EL Flusskrebspulver abschmecken

ggf. nachwürzen

und mit Reis oder Fufu servieren

Zutaten für 4–6 Personen

  • 1 Suppenhuhn
  • 2 Zwiebeln
  • 2 TL Curry
  • 3 TL Rosmarin
  • 2 TL Thymian
  • Salz
  • 1 EL Instantgemüsebrühe
  • 1 EL Flusskrebspulver
  • Salz
  • 3 Dosen stückige Tomaten
  • 150 ml neutrales Öl

Rezept „Plantains“ – Frittierte Kochbananen

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Bananen schälen und in Scheiben schneiden

Frittieröl in der Pfanne erhitzen

1 Zwiebel halbieren und ins heiße Öl geben

Bananenstücke leicht salzen und portionsweise im Öl frittieren

Bananen abtropfen lassen oder auf Küchenkrepp geben

Zutaten

  • 4 reife Kochbananen
  • 500 ml Öl zum Frittieren
  • 1 Zwiebel
  • Salz

 

Rezept „Fufu“ – Beilagen-Brei

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Wasser erhitzen

Grieß und Stärke einrühren

unter ständigem Rühren in circa 5 Minuten eine kartoffelbreiartige Masse entstehen lassen 

Zutaten

  • 150 g Kartoffelstärke
  • 150 g Grieß oder feine Haferflocken
  • 1–1,3 l Wasser