„Die Sonne schickt keine Rechnung“
Wenn Martin Achtelik zum wiederholten Mal mit neugierigen Journalisten auf das Zinkblechdach des Pfarrheims seiner Gemeinde St. Remigius in Bergheim steigt, ist er in seinem Element. „Wir haben hier oben eine große Fläche, und zum Glück steht das Gebäude nicht unter Denkmalschutz. Aber selbst dann gibt es Möglichkeiten, Photovoltaik einzurichten. Man muss die Energiewende auch wirklich wollen. Dann geht vieles“, sagt der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstands.
152 Solarmodule auf knapp 300 Quadratmeter Dachfläche produzieren mittlerweile verlässlich bis zu 60 Megawattstunden Strom pro Jahr. Genug, um nicht nur das Pfarrheim, sondern auch die Kapelle St. Georg und große Teile der Kirche mit Strom zu versorgen. Wenn dann immer noch etwas übrig ist, wird die überschüssige Elektrizität ins öffentliche Stromnetz eingespeist. „Unsere Lage ist sehr günstig, weil wir eine Ost-West-Ausrichtung haben“, sagt Maschinenbauingenieur Achtelik. „Deshalb können wir wesentlich länger Sonnenstrom effizient ,ernten‘, als wenn wir eine reine Süd-Ausrichtung hätten.
Nach anfänglicher Skepsis auch in der Gemeinde sind jetzt fast alle begeistert von unserem Engagement Richtung Energiewende. Bei diesen Projekten gilt es auch immer zu beachten, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen. Schließlich verwalten wir Kirchenvermögen, mit dem sorgsam umzugehen ist.“
Klimaneutral bis 2030
Über diese Einstellung und das große Engagement in Bergheim freut sich Dr. Christian Weingarten, Leiter des Fachbereichs Schöpfungsverantwortung im Erzbistum Köln. Er unterstützt mit seinem Team Initiativen wie die von St. Remigius. Die Umstellung auf Solarstrom ist dabei ein besonders wichtiges Thema. „Wir möchten auf allen geeigneten Standorten und Flächen Photovoltaikanlagen installieren – auf Gemeindehäusern, aber auch auf Kirchendächern, wenn das möglich ist“, sagt Weingarten. Ziel sei es nach wie vor, mit einer schöpfungsfreundlichen Energieumstellung bis spätestens 2030 einen klimaneutralen Gebäudebestand im Erzbistum zu erreichen. Solarenergie spielt dabei eine wesentliche Rolle, denn „die Sonne schickt keine Rechnung“, zitiert Weingarten Franz Alt, Journalist, Buchautor und Sonnenstromaktivist.
Maria Moura, Projektleiterin Energiemanagement und Sonnenstrom, kann mit beeindruckenden Zahlen das große Engagement allein im Bereich Photovoltaik belegen. „Insgesamt beträgt die seit Projektbeginn 2021 installierte Leistung auf Dächern von Kirchengemeinden 500 Kilowattpeak.“ Diese Maßeinheit beschreibt die maximale Leistung von Photovoltaikmodulen unter Standardbedingungen (Wetter, Verschattung etc.). „Das bedeutet, es werden aktuell 475.000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugt – in etwa der Energieverbrauch von 135 Dreipersonenhaushalten –, was einer Einsparung von 216.000 Kilogramm CO2 pro Jahr entspricht“, berichtet Moura. „Aktuell befinden sich 51 Anlagen in Betrieb, und 13 Anlagen sind im Bau. Unser Team betreut außerdem über 130 Anlagen in der Planungsphase und bearbeitet mehr als 80 Anfragen. Die größten Photovoltaikanlagen stehen auf dem Dach des Maternushauses sowie auf dem des Erzbischöflichen Hauses. Wir sind auf einem guten Weg und freuen uns über alle, die uns auf diesem Weg zur Bewahrung ,unseres gemeinsamen Hauses‘, wie Papst Franziskus es einmal gesagt hat, begleiten.“