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Impuls:Bewegung, Begegnung: Umkehr!

Von:
Elisabeth Neuhaus
„Die Sekunden sind gezählt, Hoffnungen übergroß – es wird Zeit, dass sich was dreht“, so singt Herbert Grönemeyer.

Advent: Zeit, dass sich was dreht. Meist wirkt der Dezember eher überdreht. Das kann man beklagen, oder man kann ein wenig tiefer schauen. Was bringt Menschen in Bewegung? Auch in diesen heimeligen adventlichen Tagen sind es Nöte, die Menschen vor sich hertreiben. Krieg, Hunger, Aussichtslosigkeit stürzen in dramatische Fluchtbewegungen. Krankheiten, scheiternde Beziehungen oder galoppierende Preise bereiten manchen schlaflose Nächte.

Elisabeth Neuhaus ist Diplom-Theologin und Geistliche Begleiterin aus Köln.

Wie sehr wünsche ich mir, dass wir als Einzelne und als Menschheitsfamilie aus der Geschichte lernen und, wo möglich, die Welt gemeinsam besser machen. Die globalen Bewegungen vermitteln gerade eher etwas anderes. Und doch gibt es Orte, an denen Menschen sich aufeinander zubewegen und Gräben überwinden. Ein solcher Hoffnungsort liegt im Ostjerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah. Hier sind die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern überall sicht- und spürbar.

Mitten in diesem Konfliktfeld befindet sich eine angesehene Musikschule, die allen offensteht, insbesondere den benachteiligten jüdischen und arabischen Kindern des Viertels. Kinder und Lehrerinnen und Lehrer gehen aufeinander zu, teilen ihr Wissen, musizieren miteinander. So gelingt es hier und da, die Spannungen, die alle auf irgendeine Weise in sich tragen, im Kleinen abzubauen. Das ist nicht immer einfach und geht auch nicht immer glatt. Die gemeinsame Leidenschaft für Musik nährt aber die tief sitzende Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben.

Die regelmäßige Erfahrung, miteinander etwas Harmonisches zu gestalten, setzt einen wirksamen Kontrapunkt zu den alltäglichen Erlebnissen von Zerstörung und Hass. Ein Schüler beschreibt es so: „Das ist eine echt gute Sache, weil wir eine andere Kultur kennenlernen. Das Konservatorium gibt uns auch einen Raum, um mehr über uns zu erzählen und um der Welt zu zeigen, was wir wirklich können.“

Da dreht sich etwas, weil jede und jeder sich bewegt und bewegen lässt. Der Bericht über dieses Projekt hat mich berührt und gibt mir Hoffnung auf Frieden. Die beiden Initiatoren, ein in Jerusalem geborener Jude und eine christliche Araberin aus Nazareth, strahlen eine beharrliche Zuversicht aus. Es ist eine Zuversicht, dass von Wertschätzung geprägte Begegnung die Spirale der Gewalt nicht nur aufzuhalten, sondern umzudrehen vermag. „Die Sekunden sind gezählt, Hoffnungen übergroß“ – es ist Zeit, dass sich was dreht.