Citypastoral

Citypastoral

Warum Citypastoral?

1. Die City als Wirkungsfeld der Kirche
Vom Beginn an war die Stadt das Wirkungsfeld der Kirche. Die ersten christlichen Missionare, allen voran Paulus, wählten die Städte für ihre Tätigkeit. Das Christentum war damit lange eine „Stadtreligion“. Heute gilt dies wieder – und zwar mehr denn je.

2. Paulus als Vorbild
Als Paulus nach Athen kommt, in die Metropole der griechischen Kultur und Bildung, führen ihn die Athener auf den Areopag, den Marktplatz. Dort kommen die Menschen zusammen, um sich über die Neuigkeiten auszutauschen. Paulus hat keine Scheu, mit der Stadtbevölkerung zu diskutieren, auch wenn diese ihm stolz, manchmal herablassend und spöttisch begegnet. Er stellt sich in die Mitte des Marktplatzes und spricht über das, was er in der Stadt gesehen hat, was die Athener bewegt – und er verkündet das Evangelium Jesu Christi.

3. Bei den Menschen
Volkskirchliche Strukturen verlieren in der Stadtgesellschaft an Bedeutung. Die Zahl der Menschen, die den Kontakt zu einer Pfarrgemeinde suchen oder gar in ihr verwurzelt sind, sinkt. Das Konzept der Citypastoral setzt genau hier an: Seit dem Ende der 1980er Jahre wurden in den Städten neue Seelsorgestellen eingerichtet, um am Puls der Zeit und der Menschen zu bleiben. Hauptansatz des Citypastoral-Konzepts: Die Kirche kommt zu den Menschen. Sie begibt sich dorthin, wo sich die Menschen in ihrem Alltag aufhalten. Das können verschiedenste Orte oder Anlässe sein: der Bahnhof, eine Einkaufspassage, der Weihnachtsmarkt oder ein Theaterfestival.

4. Im Takt der City
2030 werden in Deutschland fast 80 Prozent aller Menschen in Städten leben. Die Stadt folgt eigenen Gesetzen. Sie ist überbordend von Angeboten und Verlockungen, aber sie ist auch ein schnelllebiges Phänomen. Hinzu kommt: Viele Menschen machen in den Zentren der Städte nur vorübergehend Station. Die Citypastoral lässt sich auf die Bedingungen der Stadt ein. Sie ist eine passagere, flüchtige, bewegliche Pastoral. Sie lebt von der Kurzzeitigkeit des Kontakts. Sie ist eine Einladung im Vorübergehen. Ein zeitlich begrenztes Angebot, das ermutigt, Kirche in der Stadt aufzuspüren und auszuprobieren. Citypastoral ist deshalb gerade für Menschen interessant, die sich bisher nicht der Kirche zugehörig fühlten. 

5. Gemeinschaft in der Anonymität
Citypastoral wirkt der Anonymität in der (Groß-)Stadt entgegen. Sie schafft Räume für Begegnung. Sie kommt dem Bedürfnis des urbanen Menschen nach Geborgenheit und Halt entgegen, nach Entschleunigung, Gerechtigkeit, Echtheit und Tiefe. Citypastoral eröffnet Räume der Begegnung und bietet Zeiten der Unterbrechung in der Stadt.

6. Hinaus aus der Burg, hinein ins Leben
Wer an Kirche denkt, denkt oft an ein bestimmtes Kirchengebäude. Gleichwohl gilt: Kirche ist nicht an Gebäude gebunden. Oder an eine Liturgieform. Oder an einen Musikstil. Oder an eine bestimmte Sprache. Abgeschlossene Räume verleiten zu Trägheit und Selbstgenügsamkeit. Citypastoral geht hinaus „aus der Burg“ – und hinein ins Leben. Denn mehr denn je geht es heute um Mobilität, Offenheit, Interesse, Neugier.

7. Citypastoral ist facettenreich, beweglich, risikofreudig
Die Stadt und ihre Bewohner sind vielfältig, widersprüchlich. Auch die Citypastoral lebt von der Vielfalt ihrer Ausdrucksformen und sieht sich vor die Aufgabe gestellt, sich immer wieder neu zu erfinden. Nur eine bewegliche Kirche ist eine lernende Kirche. Sie ist nicht fertig mit der Welt, sie reproduziert nicht nur Überkommenes. Sie sucht das Evangelium in der Signatur der Zeit und lernt dabei eine neue Sprache. Das ist riskant, so wie jeder neue Ansatz ein Risiko birgt. Und deshalb ist Mut gefragt, auch der Mut zur Provokation – jener Mut, wie ihn Paulus auf dem Areopag an den Tag legte.  

(aus: Erzbistum Köln, Citypastoral 2019, S. 7)

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