Seligsprechung Clara Fey

Manete in me - bleibt in mir!

Mädchen stark machen

 

Ein Motto in unserer Schule lautet: „Mädchen stark machen“. Es spiegelt unseren Auftrag wider, in der Bildung und Erziehung jugendlicher Mädchen und junger Frauen stets darauf zu achten, dass unsere Schülerinnen ihre Begabungen gut entwickeln können, dass sie lernen, ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entdecken, auszubauen und anzuwenden. Sie sollen ihren Platz in unserer Gesellschaft mit Mut und Tatkraft einnehmen können; die Welt der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Staat, die Gesellschaft und auch die Kirche, sie alle warten auf junge Menschen, die sich begeistern können für neue Ziele und die für den Zusammenhalt des Ganzen ihre Kreativität und ihre Einsatzfreude einbringen.

Wir in der Schule suchen dabei immer wieder nach Vorbildern, die uns veranschaulichen helfen, was es bedeutet, „eine starke Frau“ zu sein. Heute hat die Kirche ein solches Vorbild ausgezeichnet und uns einen aktuellen Impuls gegeben, nachzuspüren, woraus sich nachhaltig menschliche Stärke speisen kann.

 

Spiritualität und Caritas

Die Aachener Ordensgründerin Clara Fey, die im 19. Jahrhundert gemeinsam mit einigen Gefährtinnen die Kongregation der Schwestern vom Armen Kinde Jesus gründete, wurde von Papst Franziskus seliggesprochen, was mit großer Feierlichkeit im Aachener Dom gewürdigt wurde.

Ihre Lebensgeschichte offenbart einen spannenden Blick auf die Nöte armer Kinder in der Zeit der Industrialisierung. Als 16-jährige Schülerin, die als Fabrikantentochter in besten Verhältnissen ausgebildet wurde, wird sie mit dem Elend dieser Kinder konfrontiert, indem sie während einer Cholera-Epidemie Krankenbesuche macht und in den Augen der Kinder den verzweifelten Ruf nach Geborgenheit spürt.

Gemeinsam mit gleichgesinnten Freundinnen und angeregt durch ihren priesterlichen Bruder, entschließt sie sich im Alter von 25 Jahren, mit einfachsten Mitteln eine Schule für die oft verwahrlosten Kinder zu gründen. Dieses „Schülchen“ ermöglicht den Kindern eine religiös orientierte Bildung als Alternative zu einer fortschreitenden Verelendung. Und es folgt ein radikaler Entschluss: Clara Fey entscheidet sich für ein Leben im Verzicht auf Ehe und Familie, auf Besitz und freie Selbstverfügung, stattdessen für ein Leben, das ganz der Unterstützung der Kinder und der religiösen Reflexion gewidmet sein soll. So begründet sie als 28-Jährige ihre Ordensgemeinschaft. Viele Anregungen zu einem Leben in tätiger Nächstenliebe erhielt sie selbst durch eine sehr religiös motivierte Erziehung, zunächst bei ihrer Mutter und in der Familie, später durch ihre außergewöhnliche Lehrerin, die Dichterin Luise Hensel.

 

Das caritative Wirken Clara Feys und ihrer Mitschwestern wurzelt in einer tiefen Spiritualität,[1] welche der Wahlspruch „Manete in me – Bleibt in mir!“ bezeugt. Bei der Aufnahme armer Kinder kommt es Clara Fey darauf an, „dass wir es im Namen Jesu tun. Die Armen, insbesondere die armen Kinder, sind die besten Freunde Jesu. Er sieht sie so, dass er alles, was ihnen geschieht, ansieht, als sei es ihm geschehen.“[2]  Zur guten Bildung, welche die Schwestern in ihren Einrichtungen zu vermitteln suchen, gehört stets die Begegnung mit dem Glauben, also auch eine umfassende religiöse Bildung und Erziehung.

 

Auf die Ordensgründung in Aachen folgen viele segensreiche Jahre barmherzigen Wirkens für Kinder und Jugendliche, weit über die Region des Aachener Grenzlands hinaus. Als Clara Fey 1894 im niederländischen Simpelveld im Kreis ihrer Mitschwestern stirbt, gehören mehr als 1100 Frauen ihrer Kongregation an. Die Ordensgemeinschaft durchlebt die Wirren des deutschen Kulturkampfes und zweier Weltkriege. Inzwischen liegt der Schwerpunkt ihrer Fortentwicklung auf anderen Kontinenten, in Indonesien und Kolumbien.

Im Kreis unserer katholischen Schulen in Freier Trägerschaft sind wir mit einer Reihe von Einrichtungen verbunden, die von den Schwestern vom armen Kinde Jesus begründet, aufgebaut und in vielen Jahrzehnten segensreich geleitet wurden, so u. a. Gymnasien in Bonn-Bad Godesberg, Schleiden, Neuss und Düsseldorf-Kaiserswerth. Dort wird die Seligsprechung von Clara Fey durch Papst Franziskus besonders gewürdigt und nunmehr Jahr für Jahr am Todestag der Seligen, dem 8. Mai, gefeiert.

 

Es steht uns in einer Schule in ursulinischer Tradition, die sich ähnliche Motivationen und Zielsetzungen  zu eigen macht, gut an, allen, die Clara Fey und ihrem Wirken verbunden sind, herzlich zu gratulieren. Wir können gemeinsam dankbar auf das Vorbild dieser starken Frau schauen. 

 

Dr. Karl Kühling

Schulleiter am Gymnasium der

Erzbischöflichen Ursulinenschule Hersel

      

[1] Sr. Angelika Hrabowski P.I.J. beschreibt die Spiritualität ihrer Ordensgründerin und der Ordensgemeinschaft sehr eindrucksvoll. Vgl.Sr. A. Hrabowski: „Manete in me- Wie kann man diese Einladung leben lernen?“ – www.manete-in-me.org/spiritualitaet/, 05.05.2018
[2] In: Clara Fey, Ein Leben für Christus; Kurzbiographie; www.manete-in-me.org, 05.05.2018

 

Gaudete et exsultate

Im apostolischen Schreiben „Gaudete et exsultate“ („Freut euch und jubelt“, Matthäus 5,12) hat Papst Franziskus die Gläubigen zu mehr „Heiligkeit im Alltag“ aufgerufen.

 

Mit der Seligsprechung von Clara Fey am 5. Mai im Aachener Dom wendet man sich einer Frau zu, die diesen Anspruch erfüllt hat, und das bereits 1848, als die 1844 gegründete religiöse „Hausgemeinschaft“ durch ministeriellen Erlass zur Kongregation der Schwestern vom armen Kinde Jesus wurde.

 

Erst Papst Benedikt XVI. hat die Seligsprechungen in die Diözesen verlegt, nicht zuletzt, um die Christen stärker mit ihren Seligen zu verbinden, ihnen quasi ein Zuhause zu geben.

 

2012 kehrten die Gebeine der Aachenerin von den Niederlanden in ihre Geburtsstadt Aachen zurück, wo Clara ihre Berufung erfahren hatte und Repräsentantin der katholischen wohltätigen Zirkel war. Sie wurde in die Bischofsgruft des Doms aufgenommen. Seitdem konnte man Clara Fey in der Allerheiligenkapelle verehren.

Aus der ganzen Welt zur Seligsprechung Clara Feys

Aus der ganzen Welt zur Seligsprechung Clara Feys

1.000 Ehrengäste– darunter Ministerpräsident Laschet

Zelebriert wurde das Pontifikalamt im Dom ab 10 Uhr von Angelo Kardinal Amato SDB (Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse) als Vertreter des Papstes. Außerdem zelebrierten mit Erzbischof Nikola Eterović (Apostolischer Nuntius in Deutschland), Rubén Kardinal Salázar Gómez (Erzbischof von Bogotá, Kolumbien, dem Partnerland des Bistums Aachen) und Aachens Bischof Helmut Mit dem Verlesen des Apostolischen Schreibens und dem Enthüllen des Portraits von Clara Fey im Aachener Dom und am Domportal ist Clara Fey dann seliggesprochen worden. Es ist die erste Seligsprechung überhaupt im Bistum Aachen. Sie war von Papst Franziskus im vergangenen Jahr autorisiert worden. Neben Vertretern aus Kirche und Gesellschaft folgen auch politische Ehrengäste der Einladung in den Aachener Dom: Beispielsweise NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp.

Nach der Feier der Seligsprechung (10 Uhr) erfuhren die Menschen beim Begegnungsfest auf dem Münsterplatz ab 12.30 Uhr mehr über Clara Fey und ihr Wirken im 19. Jahrhundert. Aachens Bischof Helmut Dieser bezeichnet ihr Engagement als „Sinnbild gelebter Nächstenliebe". Am deutlichsten spiegelte sich das Leben der Ordensgründerin wohl im neuen Musical „Clara Fey" widerspiegeln, das die Domsingschule konzipiert hat und das sie im Juni beispielsweise in der Aula der Einrichtung aufführen wird. Beim Begegnungsfest waren erstmals Auszüge aus dem Musical zu sehen und zu hören. Und auch die Big Band des Bischöflichen Gymnasiums St. Ursula Geilenkirchen, der gemischte Chor der Bischöflichen Clara-Fey-Schule Schleiden, musizierende Kinder der katholischen Kindertagesstätte Clara Fey Stolberg, Tänzerinnen des Erzbischöflichen Gymnasiums Marienberg in Neuss, die Trommelsolistin Fatima Deckers oder eine indonesische Gruppe mit traditionellen Tänzen sorgten für ein buntes Programm.

Neue Bücher über Clara Fey

Pünktlich zur Seligsprechung erscheinen am 4. Mai im Einhard-Verlag die Bücher „Clara Fey. Mutter der armen Kinder und Ordensgründerin" von Judith Rosen sowie „Kraft aus einem anderen Leben – Clara Fey" von Christoph Stender und Michael Lejeune, das sowohl das Leben der Ordensgründerin als auch ihre heutige Wirkung auf die Menschen betrachtet. Bei den Schwestern vom armen Kinde Jesus sind erhältlich: „Alles zur größeren Ehre Gottes – Das Leben und Wirken der seligen Clara Fey" von Schwester Maria Caritas Kreuzer PIJ sowie von Schwester Waltraud Schulte PIJ „Clara Fey – von der Fabrikantentochter zur Förderin der Ärmsten". Außerdem hat der Aachener Zeichner Alfred Neuwald aus dem Leben Clara Feys fünf Comic-Streifen gestaltet, die auf der Internetseite www.clara-fey.de zu sehen sind.

Heldin des Evangeliums

Sie sei eine Heldin des Evangeliums gewesen, so hat der Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation Clara Fey bei der Seligsprechung beschrieben. Fey hatte sich während der Industrialisierung um Kinder im sozialen Elend gekümmert.

Aachen um 1830 - beginnende Industrialisierung, weltweite Wirtschaftskrise, soziales Elend. Eine Tochter aus wohlhabendem Haus beginnt, Kindern zu helfen. Clara Fey ist nun in Aachen seliggesprochen worden. Kurienkardinal Angelo Amato verlas am Samstag als Vertreter von Papst Franziskus bei einem Gottesdienst im Aachener Dom die Urkunde.

Der Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation würdigte Fey als "wahre Heldin des Evangeliums". In den Zeiten der frühen Industrialisierung habe sie arme Kinder und Jugendliche vor Verwahrlosung und Ausbeutung bewahrt.

Die Seligsprechung solle all jenen Mut machen, die heute in der Erziehung junger Menschen tätig sind.

 

 

siehe auch:

Clara Fey

http://www.clara-fey.de/