„Zielsetzung der im Jahr 2021 vom Heiligen Vater gestarteten Weltsynode ist es, eine synodale Kirche zu leben, die die Teilhabe aller ermöglicht. Das begrüße ich sehr und bin immens dankbar für die innerhalb von anderthalb Monaten hierzu eingegangenen 5.432 Beiträge und 1.247 Kommentare auf unserer Beteiligungsplattform #SagsdemPapst. Wir haben diese teils sehr unterschiedlichen Aussagen in einem Dokument benannt und werden sie nun als Rückmeldung aus dem Volk Gottes im Erzbistum Köln über die Deutsche Bischofskonferenz weiter nach Rom geben“, bestätigt Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki nach der Diözesansynodalen Versammlung zur Weltsynode, die am 30. April und 1. Mai mit mehr als 120 Teilnehmenden im Erzbischöflichen Berufskolleg stattgefunden hat.
Weihbischof Rolf Steinhäuser: „Zur Mitwirkung in der Diözesansynodalen Versammlung haben wir bewusst auch junge Menschen, queere Menschen, Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, Menschen, die unter Armut leiden, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit internationaler Familiengeschichte und Menschen ohne Bleibe angesprochen. Gemeinsam haben wir offen und wertschätzend miteinander diskutiert und gerungen und das zehnseitige Dokument mit überwältigender Mehrheit verabschiedet.“ Bei keinem Punkt habe die Versammlung über eine eigene Stellungnahme zu den Aussagen auf der Plattform entschieden. „Unsere Aufgabe ist es, diese Meinungen wahrheitsgemäß, präzise und korrekt weiterzuleiten“, so Weihbischof Steinhäuser.
Das Dokument fußt auf der sozialwissenschaftlichen Ausarbeitung einer externen Agentur und spricht sich für mehr Selbstbestimmung der Gläubigen aus. Die Zielrichtung gehe „hin zu mehr föderalistischen, subsidiären und demokratischen Strukturen und partizipativem Handeln“. Eine „unabhängige, vollumfängliche und öffentliche Aufklärung“ der Missbrauchsfälle sei zwingend erforderlich. Hierarchische Strukturen hätten dies in der Vergangenheit stark behindert. Die Macht der Kirchenleitung und Priester sei dementsprechend zu reduzieren. Ämter, Dienste und Funktionen sollten nur auf Zeit vergeben werden und Kirchenmitglieder demokratisch mitbestimmen, etwa bei der Bischofswahl.
Der Zölibat für Amtsträger solle freiwillig und nicht verpflichtend sein, Ämter sollten unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung besetzt werden, heißt es weiter. Weiterhin wird eine lebensnahe, partizipative Gestaltung sämtlicher Gottesdienstformen „mit zeitgemäßer Sprache, vielfältiger Musik und inklusiver Ausstattung gewünscht“. Mehrheitlich erwartet man im Erzbistum Köln „ein größeres Miteinander der christlichen Konfessionen“. Grundsätzlich wird eine Hinwendung zu den Ursprüngen des christlichen Glaubens, „vor allem zum Zeugnis der Worte und Taten Jesu“ angestrebt. So einige der Forderungen aus dem Plenum. Erzbischof Woelki betonte dazu noch einmal: „Ich bin jetzt der Bote, der diese Arbeitsergebnisse zur Deutschen Bischofskonferenz und auch nach Rom tragen wird und würde mich freuen, wenn vieles, was in unserem Erzbistum zur Sprache gekommen ist, auch in den anderen deutschen Bistümern und dann in der Weltsynode Gehör findet.“
Die Teilnehmenden bestätigen, dass für die Zukunft der Kirche der Fokus der kirchlichen Arbeit auf die Jugend sowie junge Familien gelegt werden müsse. Dementsprechend heißt es in dem Beschlusspapier: „Wir müssen dem Engagement der Jugend eine Priorität geben. Hierfür muss die ältere, oftmals handelnde Generation es zulassen, dass die jungen Menschen das kirchliche Leben auch anders gestalten.“
Neben der Erarbeitung der weltsynodalen Aspekte, war es eine genauso wichtige Aufgabe der Diözesansynodalen Versammlung, zu skizzieren, wie die Kirche speziell im Erzbistum Köln in Zukunft gestaltet sein soll. Vera Krause vom Synodenteam des Erzbistums Köln: „In unserer Versammlung zeigte sich die Dringlichkeit für den vom Papst angestoßenen Prozess zu einer synodalen Kirche. Wir hoffen mit allen Teilnehmenden auf die beherzte Umsetzung und eine partizipative Neuausrichtung in unserem Erzbistum.“
Partizipation setze „Vertrauen und Transparenz“ voraus, so Michael Hänsch vom Synodenteam. „Partizipation ist eine Haltung und ein Prozess der stetigen Verbesserung. Aufgrund unserer Erfahrung wollen wir Beteiligungsplattformen und neue Kommunikationsmöglichkeiten stärker in Zukunft nutzen.“
Frank Reintgen vom Synodenteam unterstreicht den Wunsch der Teilnehmenden, Reformen zeitnah umzusetzen und sicher zu stellen, dass man auch zukünftig im Dialog bleibe. Mit Verweis auf das Beschlusspapier zitiert er: „Wir sehen es als den Auftrag von Kirche und damit als unseren Auftrag an, die Liebe Gottes in dieser Welt sichtbar zu machen. Wir haben als Kirche eine soziale Verantwortung in der Welt. Unsere Glaubwürdigkeit erweist sich darin, dass wir konsequent an der Seite der Benachteiligten, Randgruppen und Armen stehen und sie stark machen.“ (pek220502-chm)